Jährlich werden sie gekürt die Wörter und Begriffe des Jahres. Für mich mehr als nur ein Begriff: das Selfie.
Jeder tut es! Ob Promi oder Ottonormalverbraucher, ob alt oder jung, ob in der Freizeit oder bei der Arbeit oder besser noch in der Freizeit anstelle bei der Arbeit; schnell noch ein Foto mit dem Handy geschossen und weiter gehts. Damit nicht genug, jetzt dürfen alle noch schnell mal teilhaben an meinem Urlaub, Essen oder Familienausflug – ab ins Netz damit.
Yippie und wieder weiß die ganze Welt, was Sie tun, was Ihnen Spaß macht oder für welche Aktionen Sie empfänglich sind. Und diesmal steckt nicht der Bösewicht NSA dahinter, nein. Es war ihr eigener Finger, der das Foto postete und somit einen tiefen Einblick in die Privatsphäre erlaubte. Für immer gespeichert und kaum aus dem Netz zu bekommen, bleiben alle Daten gespeichert und werden für Werbemaßnahmen und statistische Zwecke genutzt. Denn schließlich werden auch Standorte von geposteten Bilder gespeichert.
Die Selbstprofilierung und Selbstdarstellung mit der wir uns heute auseinander setzen müssen stellt für mich eine Gefahr in der Gesellschaft dar. Wurde vor Jahren der „gläserne Mensch“ als kritisch hinterfragt, präsentieren wir uns heute ungeniert und unzensuriert selbst und ständig.
Was bedeutet dies aber für unser Kinder und Jugendlichen? Gute Personalrekrutierer durchstöbern das Netz nach Daten und Fakten zu den Bewerbern und lassen die gefundenen Daten in ein Entscheidungs- oder Vorauswahlverfahren einfließen. So manche Tür blieb wohl dabei für immer im Vorfeld geschlossen. Oder auch das sagenumwobene Burnout. Aus meiner Sicht eine Krankenheit einer Gesellschaft, die weder weiß ohne der ständigen Erreichbarkeit zu leben bzw. sich andauernd selbstdarstellen zu müssen.
Gibt es Privatspähre noch? Oder besser: Wann haben Sie zuletzt einen Tag ohne dem ständigen Griff zum Handy verbracht, obwohl es nicht defekt war?
Datenschützer werden es zukünftig immer schwerer haben, Menschen die wirklich geschützt werden wollen, zu schützen. Denn es dürfte sich dabei um eine aussterbene Rasse handelt. Schließlich twittert doch jetzt auch schon die Queen fröhlich vor sich hin.